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Damenmode im 19. Jahrhundert

Im Großen und ganzen gibt es fünf Hauptepochen.

Empire (1800-1815)

In der Empire Epoche führt Frankreich (nach der Revolution) die Modewelt an. Die Mode orientiert sich stark an der griechischen Antike. Daher rutscht die Taillenlinie (schmalste Stelle zwischen Brustkorb und Hüfte) bis direkt unter die Brust. Die Röcke sind von dieser Taillenlinie aus sanft fließend, da die Überkleidung aus hauchzarten Stoffen gefertigt wurden. Diese waren teilweise Durchsichtig. Farblich sind die Kleider sehr hell gehalten, meist sogar nur weiss.

Biedermeier (1815 - 1848)

"Herr Biedermeier" ist eine Karikatur des spießbürgerlichen Lebens dieser Epoche. Die Familie und das private Leben stehen im Vordergrund, daher zieht sich das Bürgertum politisch zurück. Das Bild vom Mann als Oberhaupt der Familie ist der Alltag. Die Frau kümmert sich um die Familie und den Haushalt. Wohlhabendere Familien haben Personal, welches sich sowohl um den Haushalt, als auch um die Kinder kümmert. In dieser Epoche entwickelt sich auch der Unterschied zwischen Kinderkleidung und Erwachsenenkleidung stärker aus. Davor war Kinderkleidung der Erwachsenenkleidung (nur in klein) nachempfunden. Die Epoche hat drei Unterepochen, daher gibt es kein typisches Kleid für die gesamte Epoche.

1. Unterepoche: Frühbiedermeier

Übergangszeit vom Empire in den Biedermeier-stil. Die Taillenlinie rutsch langsam an die natürliche Position und die Röcke verlieren die Schleppe. Anfangs relativ enge Röcke, die weiter werden. Die Ärmel werden länger und der Ausschnitt wird kleiner.

2. Unterepoche: Hochbiedermeier

In den 1830-ern rutscht die Mode in ein extrem ab. Die Ärmel und Röcke werden immer weiter. Die "Keulenärmel" werden so voluminös, dass diese durch Polster in Form gehalten werden müssen. Die Röcke werden kürzer (aber nicht kurz) und im Umfang weiter.

3. Unterepoche: Spätbiedermeier

Das Idealbild dieser Epoche ist die Bescheidenheit. Daher werden gesetzte Farben wie braun, beige und abgedunkelte Nuancen von blau und rot modern. Die Taillenlinie rutscht weiter nach unten. Sie ist somit fast tiefer als die natürliche Taillenlinie. Dies wird durch den Schnitt der Kleider optisch verstärkt. Die Ärmel werden schmaler, die Röcke wieder länger und voller. Die Oberteile sind sehr hoch geschlossen.

Krinoline (1850 - 1870)

Gesellschaftlich gehört die Epoche der Krinoline und Tornüre (folgende Epoche) zusammen. Im Jahr 1850 beginnt die Industrielle Revolution Europas. Diese ist ausschlaggebend für die "neue Mode". Es gibt neue Möglichkeiten der Anfertigung von Stoffen (die Stoffbahnen werden breiter, davor wurde von Hand gewebt). Auch die Entwicklung von synthetischen Farben (1860) beeinflusst diese Epoche. Gesellschaftlich wird das Interesse an der Politik wieder geweckt. Der Reifrock aus Stahl (=Krinoline) verleiht dieser Epoche den Namen. Der Kleidungsstil orientiert sich an Queen Victoria, daher spricht man von der ersten Phase der viktorianischen Epoche. Der Modestil wirkt eher prüde im Vergleich zu anderen Epochen. Die Röcke sind immer bodenlang und die Ärmel gehen bis zum Handgelenk.

Tornüre (1870 - 1890)

Die zweite Phase der viktorianischen Epoche. Es gibt wieder 3 Unterepoche: Frühe Tornüre, Kürass-Mode und die späte Tornüre. Die Tornüre (Reifrock) wird elliptischer bis diese nur noch nach hinten absteht. Der Rock wird vorne und seitlich flacher. Zwischen 1870 und 1890 sieht man deutlich, wie schnelllebig die Mode wurde. Des weiteren Entwickelt sich die Mode zur Kunstform: in den 1850-ern gründet Charles Frederick Wort das erste Modehaus in Paris und gilt somit als Gründer der Haute Couture. In dieser Epoche ändert sich auch die "Herstellung der Kleidung". In früheren Epochen hat der Kunde den Stoff gekauft und diesem zum Schneider gebracht. Dies ändert sich nun zum designen der Mode mit Schnitt, Stoff und Accessoires in einem. Die Entdeckung der synthetischen Farben im Jahr 1860 ermöglicht eine neue Farbenvielfalt. Es gibt wieder 3 Unterepoche: Frühe Tornüre, Kürass-Mode und die späte Tornüre.

1. Unterepoche: Frühe Tornüre

Diese Epoche hat durch die hohe Taillenlinie noch eine große Ähnlichkeit zur Krinoline. Die Ärmel sind sehr weit, der Schulterpunkt (=Punkt an dem der Ärmel an das Schulterteil des Oberteils genäht ist) ist nach unten versetzt (seitlich am Ärmel runter) um die Nackenlinie zu strecken. Die Röcke sind seitlich etwas ausgestellt.

2. Unterepoche: Kürass-Mode

Im englischen heisst diese Epoche "natural form" da der Schnitt der natürlichen Form des Körper nahe kommt. Die ganzen Rockunterbauten der vorherigen Epochen fallen weg. Die Drapierungen der Röcke bleiben jedoch weiter bestehen. Die Lange Taille (das Oberteil der Mode nennt man Taille) liegt weit über die Hüfte eng am Körper an (stellenweise seitlich bis über den Oberschenkelknochen). Die Röcke sind eng um die Körpersilhouette zu betonen.

3. Unterepoche: Späte Tornüre

In dieser Epoche kehrt die Tornüre "in einem neuen Mantel" zurück. Der Rockunterbau (=Tornüre) steht unterhalb der Taillenlinie quasi horizontal nach hinten ab. Der Schulterpunkt ist wieder an der natürlichen Position, wenn nicht sogar etwas weiter oben.

Belle Epoque (1890 - 1914)

Diese Epoche beginnt 1890 und geht bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. Im englischen wird diese Epoche auch "Edwardian era" genannt und ist die letzte Epoche der Korsettmode. Der Adel verliert an Bedeutung und die Gesellschaftsbilder brechen auf. Die Wirtschaft boomt durch die Industrialisierung und den Kolonialismus. Dies spiegelt sich in der Mode durch Extravaganz und Protz. Die Reformkleidung orientiert sich an der Herrenkleidung (durch arbeitende, unverheiratete Frauen). Es gibt neue technische Innovationen und der Zeitgeist strebt nach Freiheit.

Quelle: "Making working women's costumes - Patterns for clothes from the min-15th to mid-20th centuries" von Elizabeth Friendship, ISBN: 978-1-78500-341-7

Quelle: "Modegeschichten - Die Damenwelt des 19. Jahrhunderts" von Sonja Dusk, ISBN 978-3-945424-73-5